Buchvorstellung: Kinderbücher

Ein Thema, das uns immer wieder unter den Nägeln brennt, ist die schier unfassbare Masse wirklich schlechter Bücher zum Thema Mittelalter für Kinder und Jugendliche. Das generische Kinderbuch zeigt einen Knappen samt Burg und Ritter, vollgestopft mit Klischees und dazu ein diffuses Mittelalter, in dem Kreuzzüge und Vollharnische gleichzeitig existieren.

Es gibt aber einige löbliche Ausnahmen, die wir hier vorstellen wollen. Bei den einzelnen Bücher steht jeweils der kommerzielle Amazon-Link, ebenso gut kann man die Bücher aber auch bei ZVAB, Booklooker oder Abebooks bestellen.

Fangen wir mit drei Büchern aus dem englischen Verlag Dorling Kindersley an. DIe Bücher laufen jetzt unter der Reihe „Memo – Wissen entdecken“ sind aber unveränderte Neuauflagen der Reihe „Sehen, Staunen, Wissen“.
Auch wenn die Cover schlimmes vermuten lassen, ist der Inhalt wirklich empfehlenswert, denn die kurzen Texte werden ausnahmslos mit Bildern historischer Gegenstände oder hochwertigen Replikaten illustriert und deren Auswahl ist wirklich gelungen. Dadurch sind sie auch eine gute Inspirationsquelle für historische Darsteller.

Es gibt drei Bücher zum Thema Mittelalter, nämlich:

Die nächsten beiden Bücher sind wirklich außergewöhnlich gute Bücher und beileibe nicht nur für Kinder interessant.
Ursprünglich in Spanien erschienen, wird die Geschichte je einer fiktiven norddeutschen Hansestadt
und einer italienschen Metropole erzählt und zwar indem die komplette doppelseitige Stadtansicht alle zwei Seiten zeitlich weiterspringt. Man kann durch hin- und herblättern wunderbar die Veränderungen nachverfolgen.
Auf den Seiten dazwischen werden Details wie einzelne Gebäude hervorgehoben.
So kann man die Entwicklung von der Steinzeit bis in die Moderne nachverfolgen und vor allem sehen wo die alten Reste das moderne Aussehen immer noch prägen.

Die Bücher werden zum Teil recht teuer angeboten. Realistische Angebote gehen aber bis etwa 10 €. Mit ein wenig Geduld bekommt man sie auch deutlich billiger.

Einen ähnlichen Ansatz, also eine Reise durch die Geschichte eines Ortes, verfolgen die folgenden Bücher von Dorling Kindersley. Nicht ganz so im großen Überblick wie bei „Hambeck“ und „Barmi“, dafür zeigt die nähere Perspektive aber die Komplexität der Lebenssituation der Menschen im einzelnen. Den Band „Die Geschichte eines Bauernhofes“ nutze ich immer noch ganz gerne um z.B. Schülern klar zu machen, das ein mittelalterlicher Bauernhof eben keine einsame Kate, sondern ein komplexer Großbetrieb war.

Der nächste Band stammt von Christopher Gravett, der auch schon etliche Bücher im Osprey-Verlag herausgebracht hat. Ich persönlich finde den Zeichenstil zwar gewöhnungsbedürftig, dafür sind die detaillierten Bilder der Rüstungen mitsamt Explosionszeichnungen eine wahre Fundgrube an Informationen, auch für Erwachsene.

Zuletzt noch ein Jugendbuch, das aus der Riege reich illustrierter Bücher herausfällt, dafür aber von einem wirklichen Spezialisten geschrieben wurde. Georges Duby ist einer der renommiertesten französischen Mediävisten und erklärt in diesem relativ kleinen Werk komplexe Zusammenhänge in einfacher jugendgerechter Sprache. Das Rittertum des Hochmittelalters in Nordfrankreich wird dabei ausgesprochen lebendig und selbst fortgeschrittene Kenner der Zeit werden dabei neue überraschende Sachverhalte entdecken.

Wenn einer Leserin oder einem Leser noch weitere gute Kinder- und Jugendbücher einfallen, bitte kurz in den Kommentaren erwähnen, die Liste kann gerne erweitert werden.

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