Buchvorstellung: Die Stadt im späten Mittelalter

Das heutige Buch ist erstaunlicherweise unserer Aufmerksamkeit sehr lange entgangen und erst vor kurzem Teil unserer Bibliothek geworden.
Der Autor Hartmut Boockmann, eine echte Koryphäe auf dem Gebiet der spätmittelalterlichen Stadtentwicklung unternimmt auf 350 Seiten und mit 521 Abbildungen den Versuch die Stadt des Spätmittelalters in Struktur und als soziales Gebilde sichtbar werden zu lassen. Seine Reise geht dabei von außen in die Stadt, erst wird das Umfeld behandelt, dann die Verteidigungsanlagen und schließlich unterstützt durch eine reiche Anzahl an Bildern das Stadtbild an sich. Häuser, öffentliche Bauten und der ganze öffentliche Lebensraum werden dabei überaus anschaulich rekonstruiert. 
Sodann könnte man glauben einen Beitrag von Geschichtsfenster zu lesen, wenn das innere der Häuser anhand von Bildquellen demonstriert wird. Den häuslichen Themen wie Tafelkultur, Hygiene, Handwerk und Gewerbe wird in mehreren Kapiteln ausführlich Raum gegönnt.
Städtische Strukturen und Religiosität leiten dann wieder vom privaten Lebensraum zu den sozialen Verknüpfungen über und trotz der recht kurzen Kapitel wird jedes dieser Themen durchaus weit gefasst behandelt wobei die Texte erfreulich klar auf den Punkt kommen.

Titelansicht von

Ein großes Lob muss man auch der Auswahl der Bildquellen aussprechen, denn diese sind nicht nur zahlreich, sie sind vor allem auch nicht dem Kanon der immer wiederkehrenden Bildquellen entnommen, sondern obwohl wir uns selbst einen guten Überblick über die Quellenlage bescheinigen würden, waren sicher ein drittel der Abbildungen gänzlich unbekannt.
Lediglich der Umstand, dass man der Bildqualität das Alter des Werkes anmerkt und die Abbildungen allesamt nur schwarz-weiß vorliegen, ist bedauerlich. Dafür sind die Quellen schon in den Bildunterschriften gut genannt, was eine weitere Recherche sehr angenehm macht.

Angenehm ist auch der Schreibsteil, denn Broockmann schriebt gelehrt über sein Fachgebiet, ohne aber den Leser völlig zu überfordern. Im Gegensatz zu etlichen anderen populärwissenschaftlichen Werken, respektiert er seine Leser aber und unterfordert ihn ebenso wenig. Derartige Bücher sind leider selten.

Insgesamt bildet das Buch geradezu einen Leitfaden für die Rekonstruktion mittelalterlichen Stadtlebens und vergleicht man das darin gezeichnete Bild mit jüngeren Fernsehproduktionen wird schmerzlich deutlich wie leicht es eigentlich wäre ein besseres Bild der Zeit zu zeichnen.
So aber sei das Buch jedem Interessierten an Herz geschlossen. Könnten wir aus unserer Bibliothek nur einen Koffer Bücher mitnehmen, dieses wäre sicher darunter.

Erfreulich ist auch der Preis, antiquarisch ist es zuverlässig zwischen 10 und 20 € erhältlich.
ZVAB
Booklooker

Der Amazonlink ist wie immer ein kommerzielle und Geschichtsfenster erhält bei einem Kauf einen kleinen Betrag 

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