Ich habe gerade kürzlich ein Reaktionsvideo zur Terra X-Doku zur Geschichte des Mülls gebracht und darin fiel schon auf, dass zwar vom vielen Mist auf den Straßen im 19. Jahrhundert gesprochen wurde, die meisten Bilder, die dort zu sehen waren, aber nichts davon zeigten.
Erst am Ende der Sequenz kamen dann einige Bilder, die die Aussage belegen sollten. Da ich meine Reaktionsvideos unvorbereitet aufnehme, konnte ich diese live nur schwer einordnen, eine kurze Recherche mit Hilfe eines Zuschauers (Danke, Mawudo) brachten dann aber schnell Ergebnisse, die ich ohne Übertreibung als erschütternd beschreiben muss.
Im Film wird über London im Jahr 1900 folgendes gesagt:
„Der Pferdemist liegt zum Teil meterhoch in den Straßen und das betrifft alle Großstädte dieser Zeit“
Das Ganze unterlegt unter anderem mit diesem Bild:
Eine kurze Recherche zeigt aber, dass das Bild zum einen eigentlich eine ganz andere Einfärbung hat und auch einen anderen Ort, Zeit und Situation zeigt.
Es handelt sich um eine Aufnahme von den Auswirkungen des Blizzards, der New York im Jahr 1926 getroffen hat.
Die Berge auf dem Bild sind viel eher Schnee als Pferdemist. Das Bild ist zudem nur ein Ausschnitt, der alle Hinweise darauf, dass New York gezeigt wird, entfernt. Auch der freie Gehweg passte wohl nicht recht ins Bild.
Das ganze wäre schon ein Fall für Mimikama, denn hier haben wir es mit handfesten Falschdarstellungen zu tun und ich weiß nicht was mich mehr beunruhigt: Die Vorstellung, dass hier einfach mit einem zufällig gefundenen Bild geschlampt wurde ohne zu checken, was es eigentlich heißt, oder aber das hier ganz bewusst ein Bild manipuliert wurde, um das eigene Narrativ zu stützen.
Tatsächlich bin ich so was bei mittelalterlichen Bildern gewohnt, da spielt es keine Rolle aus welcher Zeit das Bild eigentlich ist und was es eigentlich zeigt, aber bei einem neuzeitlichen Bild hatte ich bisher keine so klaren Beispiele dafür wie schlecht solche Produktionen arbeiten.
Natürlich kann man das Ganze als Nitpicking abtun, aber bei einem aktuellen Bild würden jetzt Faktenchecker das Ganze untersuchen und vermutlich würde es eine harte öffentliche Reaktion mehr oder minder großen Ausmaßes geben.
Im Bereich der Geschichtsdokus, scheint das aber keinen zu stören.
Schade eigentlich.
Danke für deinen unermüdlichen Einsatz im Namen der Geschichte. Es ist wirklich abstoßend wie gerade Terra X ihr Publikum für dumm verkauft, und leider viel zu oft damit durch kommt. Ich wünsche frohe Pfingsten !
Es freut mich immer wieder zu sehen das es doch noch Menschen gibt die Dokus der Geschichte vor allem das Mittelalter hinterfragen weil ich es wichtig finde Geschichte so weit wie möglich korrekt wieder zu geben . Wenn ich englische Dokus mit deutschen Vergleiche fällt mir oft auf das unsere Dokus mehr als Grotten schlecht sind und sowas dann noch in Schulen gelernt wird. Als treuer Abonnent kann ich nur sagen weiter so damit vielleicht doch mal bessere Dokus gemacht werden. Liebe Grüße aus Diedorf bei Augsburg
Was für eine wunderbare Richtigstellung, ich danke für deine geniale Aufklärungsarbeit! Jedes Video ist ein Genuss und diese fälschenden Scharlatane werden berichtigt. So geht Qualität!
Das Problem bei filmischen Dokumentation ist, das alles bebildert werden muss. Müll und Unrat wird aber sehr selten beschrieben, geschweige denn bebildert.
Es ist richtig mit Mythen über das Mittelalter und die Frühe Neuzeit aufzuräumen. Allerdings sollte man nicht ins Gegenteil verfallen.
Die Städte im Mittelalter hatten zum Teil gravierende Umweltprobleme. Das gilt erst recht für Städte im 19 Jahrhundert.
Die Cholera Epedemie in Berlin wurde durch die mangelhafte Abwasserentsorgung durch ein Rinnsal in Mitten der Strassen begünstigt.
Ab wann ist der Punkt erreicht wo man sagen muss dass ist böswillige Absicht? Ich habe schon lange den Eindruck dass hinter dem post-modernen Geschichtsbild vor allem snobischer Klassenhass derjenigen steht die heute alles haben und fließend Wasser und eine beheizte Innentoilette und dann auf jene runterschauen die sowas nicht haben und jeder in der Vergangenheit war dumm und ignorant und dies und jenes und weil er nicht unsere liberalen Sensibilitäten teilt wollen wir dass er in Meterhoher Scheisse lebt. Diese Leute deren Urgroßeltern wahrscheinlich nicht mal richtig lesen und schreiben konnten leben heute mit der Geschichtsvermittlung ihre möchtegern-aristokratischen Hochnäsigkeiten aus.
Die Konsequenzen von solcher Geschichtsfälschung sieht man gerade mit #Swedengate. Es ist bei den Schweden nun mal üblich bei der Gastfreundschaft etwas knauserig zu sein, nicht das ich als Gast besonders darauf versessen wäre sauren Hering zu kosten, doch diese Eigenheit wurde dann zum Aufhänger für den gesamten Hass zugewanderter Gruppen in Schweden und anderen europäischen Ländern die dann auch behaupten die Europäer wären alles dreckige, unzivilisierte Halbmenschen die ihre Fäkalien in die Straße geschüttet hätten und von der Südhalbkugel gelernt hätten wie man badet.
Das ist auch der Punkt wo mir der Kragen endgültig geplatzt ist und ich sehe solche Märchen- und Lügengeschichten nicht länger als die Anti-Feudalistische Übertreibung eines Voltairs oder die Kuriosität eines Viktorianischen Jahrmarktes sondern als Hasspropaganda die sich gegen mich richtet und wie ich mit jeder Nachtopf-aus-dem-Fenster Geschichte beleidigt und dehumanisiert werden soll.
Vielen Dank für diese Richtigstellung, wirklich übel, wenn man die beiden Bilder direkt nebeneinander vergleicht 😀 Dreckiger Schnee, das gibts bei jeder Schneeschmelze, da sehen unsere Straßen auch nicht feierlich aus. Vielleicht liegt tatsächlich ein bisschen Müll auf dem Schnee dieser historischen Bilder. Aber das mag wohl eher daran liegen, dass bei einem Meter hohen Schnee für einige Tage sowohl die Straßenreinigung als auch die Abfallentsorgung nicht arbeiten kann und in einer belebten Geschäftsstraße dann auch mal Müll auf der Straße landet.
Nachtrag: Und wenn mans so wie Terra X macht, sieht der Eisblock auf dem Handkarren, das für die Kühlung gesammelt wurde, aus wie ein Fetzen Müll, der in den Bildrand ragt.